Eines der vielen Geheimnisse rund um die Geburt ist: Wie presse ich etwas von der Größe einer kleinen Wassermelone aus meinem Körper heraus, ohne dabei in zwei Teile zu zerbrechen?

Die kurze Antwort ist, dass der weibliche Körper zu wunderbaren Dingen imstande ist. Auf die eine oder andere Weise, wird der Körper in der Lage sein ein wunderschönes Baby zu entbinden.

Aber manchmal hat dieses Wunder seinen Preis. Während meiner ersten Geburt bekam ich einen Dammriss zweiten Grades. Ein Dammriss kommt ziemlich häufig vor, besonders bei der ersten Geburt. Weniger üblich ist heutzutage jedoch (zum Glück) die Durchführung eines Dammschnitts (Episiotomie). Das ist ein chirurgischer Schnitt zwischen Vagina und After, zur Erleichterung der Geburt.

Kann man einen Dammriss oder Dammschnitt vermeiden? Gibt es eine Möglichkeit den Körper auf die starke Dehnung während der Geburt vorzubereiten?

Ja.

Wahrscheinlich.

Okay, vielleicht.

Lesen Sie weiter und erfahren Sie alles, was Sie über die Dammmassage wissen müssen.

Was ist der Damm (Perineum)?

Das Perineum oder der Damm, ist die weiche Haut zwischen dem After und der Vagina. Aufgrund der Nähe zur Öffnung des Geburtskanals, sowie des Druckes beim Pressen, ist dieser empfindliche Bereich besonders bei der ersten Geburt, anfällig dafür zu reißen.

Aber nicht alle Risse sind gleich. Einige sind winzig klein, heilen schnell und bedürfen keiner besonderen Behandlung, während andere am anderen Ende des Spektrums liegen, mit tiefen Risswunden, die genäht werden müssen und erst nach wochenlangen Beschwerden verheilen.

Wenn wir doch nur irgendetwas tun könnten, um diesen Bereich flexibler zu machen und für die Dehnung vorzubereiten, die erforderlich ist, damit das Baby mit heilem Damm entbunden werden kann… Dammmassage.

Was ist eine Dammmassage?

Dammmassage ist genau das, wonach es klingt: Ein Massage des Dammes. Manche Frauen machen es selbst, andere bitten ihren Partner um Hilfe. Oft wird die Massage während der gesamten Schwangerschaft durchgeführt.

Wozu? Die Dammmassage wird durchgeführt, um die Dehnbarkeit und Flexibilität des Damms in Vorbereitung auf die Geburt zu erhöhen, in der Hoffnung, dass dieses Areal bei der Geburt unversehrt bleibt – oder zumindest, um das Ausmaß eines möglichen Risses zu minimieren.

Dammmassage Video

Okay, ein animiertes Bild, aber das Prinzip wird deutlich.

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Weiter unten finden Sie eine detaillierte Anleitung zur Durchführung einer Dammmassage.

Vorteile der pränatalen Dammmassage

Obwohl die Dammmassage für die Phase der Presswehen keine Vorteile zu bringen scheint (sie könnte sogar Ärger verursachen), kann die Dammmassage während der gesamten Schwangerschaft viele Vorteile haben.

Reduzierung der Schmerzen bei der Geburt des Kopfes

Man sagt, dass die Dammmassage das „Brennen“ (Ring of Fire) reduzieren kann, das oft erlebt wird, während der Kopf des Babys geboren wird. Die Idee ist, dass die sanfte Dehnung des Dammes es bei der späteren Geburt leichter macht, sich zu dehnen, wenn der Kopf des Babys durch die Öffnung des Geburtskanals tritt, was die Schmerzen deutlich reduzieren kann.

Die Geburt des Kopfes erleichtern und/oder beschleunigen

Wenn sich der Damm leichter dehnt, kann der Kopf des Babys leichter und schneller herauskommen. Es kann auch eine mentale Vorbereitung auf den zu erwartenden Druck und die Dehnung sein und dabei helfen, sich vertrauter damit zu fühlen. Wenn Sie wissen, was Sie erwartet, sind Sie vielleicht weniger angespannt und der Körper kann sich besser dehnen.

Vermeiden eines Dammrisses

In vier Studien mit fast 2.500 Frauen fanden Forscher heraus, dass die Dammmassage vor der Geburt die Häufigkeit von Dammverletzungen, die genäht werden müssen, bei Erstgeburten reduzierte. In der Studie wurde ebenfalls festgestellt, dass bei Frauen, die die Dammmassage durchgeführt haben, die Häufigkeit von Dammschnitten geringer war. Was noch? Erfahrene Mütter berichten, dass sie durch die Dammmassage im Wochenbett und bis drei Monate nach der Geburt weniger Schmerzen hatten.

Vermeiden eines Dammschnitts

In der gleichen Studie wurde herausgefunden, dass eine Dammmassage während der gesamten Schwangerschaft dazu beiträgt, die Notwendigkeit eines Dammschnitts bei Erstgeburten um 16% zu reduzieren, wobei das Risiko eines Dammschnitts für erfahrene Mütter nicht reduzierte wurde.

Ist die Dammmassage einen Versuch wert?

Auf jeden Fall! Vorausgesetzt sie fühlen sich dabei wohl.

Während sich gezeigt hat, dass die Dammmassage einen gewissen Nutzen zu haben scheint, hat sich der Unterschied nicht als riesig herausgestellt. Wenn Sie sich dabei also nicht wohl fühlen, stressen Sie das Thema nicht weiter.

Wenn es Ihnen nicht unangenehm ist, kann die Dammmassage jedoch nur förderlich sein!

Dammmassage Anleitung

Hier finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitungen für den Einstieg in die Dammmassage zu Hause. Wie immer, erkundigen Sie sich bei Ihrem Arzt, ob eine Dammmassage oder eine vaginale Massage für Sie geeignet ist.

Wann sollte man mit der Dammmassage beginnen und wie oft sollte man sie machen?

Mit der pränatalen Dammmassage beginnen Sie am besten um die 34. Schwangerschaftswoche. Früher zu beginnen wäre nur Zeitverschwendung.

Die Frage wie oft Sie die Dammmassage machen sollten, ist medizinisch nicht eindeutig belegt. Die Daten der bereits erwähnten Beckmann-Garret-Studie legen überraschenderweise Nahe, dass eine weniger häufige Dammmassage (1-2 Mal pro Woche) das Risiko von Dammverletzungen stärker reduziert. Die größte Studie in ihrem Bericht zeigt jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit die Geburt mit intaktem Damm zu überstehen, bei Frauen, die ihren Damm häufiger massiert haben (3-4 Mal pro Woche), höher war.

Die einfache Antwort wäre also, dass sie die Dammmassage mindestens einmal pro Woche durchführen sollten – und sich dann steigern zu so oft sie wollen.

Was Sie benötigen, um zu beginnen

  • Saubere Hände (Ihre eigenen oder die Ihres Partners) mit kurzen Fingernägeln
  • Sicheres, ungiftiges und nicht reizendes Massageöl wie Mandelöl, Vitamin E Öl oder Kokosnussöl
  • Ein sauberes Handtuch
  • Einen Spiegel (optional)

Wie Sie die Dammmassage selbst durchführen

Bereiten Sie zuerst Ihren Körper vor.

  • Nehmen Sie ein warmes Bad oder legen Sie einen feucht-warmen Lappen auf, um die Region weicher zu machen (10 Minuten).
  • Legen Sie sich in bequemer Position auf ein sauberes Handtuch. Versuchen Sie dabei Ihren Rücken mit Kissen abzustützen. Stellen Sie einen Spiegel auf, falls nötig. Bleiben Sie entspannt und ruhig, damit Ihr Unterleib sich ebenfalls entspannen kann.
  • Reiben Sie Ihren Damm mit dem Massage-Öl ein.

Als nächstes folgen Sie diesen Schritten:

1. Führen Sie einen oder beide Daumen ungefähr 2-3cm in Ihre Scheide ein (ungefähr bis zum Gelenk) und üben Sie behutsam einen festen Druck gerade nach unten auf Ihren Damm aus. Dehnen Sie den Damm für ein oder zwei Minuten. Nach ein paar Minuten Dehnung, können Sie den zweiten Daumen ggf. leichter einführen. Ein leichtes Brennen oder Dehnungsgefühl ist in Ordnung. Wenn Sie aber Schmerzen haben, üben Sie weniger Druck aus oder stoppen Sie die Massage.

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2. Sobald Sie den Damm für ein paar Minuten gedehnt haben, führen Sie Ihren Daumen vorsichtig zu den Seitenwänden Ihrer Scheide und dehnen sie zu den Seiten. Stellen Sie sich vor Sie würden mit Ihren Daumen die Innenseite einer Schüssel entlangfahren.

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3. Wenn Sie beide Daumen verwenden, können Sie auf beiden Seiten von unten nach oben fahren, so als ob Sie mit den Daumen auf dem Boden der Schüssel beginnen würden und an den jeweils gegenüberliegenden Seiten hochstreichen würden.

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Wiederholen Sie den Prozess für 3–5 Minuten, oder solange wie es Ihnen angenehm ist.

Tipp: Wenn Sie Probleme dabei haben Ihre Scheide zu erreichen, die Massage aber trotzdem selbst durchführen wollen, dann versuchen Sie einen Fuß auf einen Stuhl oder den Toilettensitz zu stellen (wie bei einem Ausfallschritt) und führen Sie die Massage, wie oben beschrieben, im Stehen aus.

Wie Ihr Partner die Dammmassage ausführen kann

  • Fragen Sie eine Person, der Sie vertrauen, Ihnen dabei zu helfen. Die Dammmassage funktioniert nicht so gut, wenn Sie sich unwohl fühlen oder angespannt sind.
  • Folgen Sie den oben beschriebenen Anweisungen. Anstatt der Daumen verwendet Ihr Partner dabei aber seine Zeigefinger. Die Finger sollten 2-3cm in die Scheide eingeführt werden.

Fazit Dammmassage

  • Es gibt kaum Studien, die die Wirksamkeit der Dammmassage belegen
  • Die Informationen, die wir haben, zeigen aber, dass es positiven Einfluss haben kann
  • Wenn Sie sich bei der Idee wohl fühlen, dann sollten Sie es probieren. Es kann nur helfen!

Haben Sie die Dammmassage gemacht?

Denken Sie, dass es hilfreich war? Hinterlassen Sie einen Kommentar und teilen Sie Ihre Erfahrung mit uns!

Referenzen

  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3590696/
  • https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=16437520